Die 8. Canaille in Frankfurt/Main

CANAILLE hat 1986 als „kesses, neugieriges Gör" seinen Weg begonnen und ist jetzt fast erwachsen.

Das dreitägige Festival trägt dazu bei, die Unterrepräsentation von Musikerinnen (auch und gerade in der zeitgenössischen Musik) zu überwinden. Unsere Vorstellung von gesellschaftlicher Gleichberechtigung ist nicht allein mit der Einrichtung von Frauenbeauftragten und Förderprogrammen zu befriedigen und schon gar nicht mit der Forderung „Frauen in die Bundeswehr". Die 2. Canaille (chronologisch gesehen) fand 1986 in Zürich in der Roten Fabrik statt, die 3. in Wien, 4. Lissabon, 5. Amsterdam, 6. Montreal/Canada, 7. Canaille-Tournee in der DDR, dann seit 1991 wieder in Frankfurt/M.

Canaille, das „Frankfurter Produkt" wird europaweit nunmehr zum 15. Mal veranstaltet. Zur Dynamik der feminin und international schillernden Canaille-Geschichte gehört auch, daß es nie ein rein lokales Modell sein sollte.

Klang-Dokumentationen liegen mit der LP „Canaille at intakt", Zürich 1986 + CD Canaille `91, Frankfurt vor. Spätere Aufnahmen sind vorhanden und werden 2001 als Doppel-CD erscheinen: „canaille 1986 – 2000" at stilecht/FFM/Kriftel in coop mit omba records/Tokio.

CANAILLE ist ein von Frauen entwickeltes Forum mit Konzerten, Arbeitsgesprächen und Proben; oft bildeten sich die Formationen am Aufführungstag. Seit der ersten Canaille 1986, wurde das Konzept immer wieder auf seine kulturpolitische Brauchbarkeit überprüft, verändert und aktualisiert. Die ersten Konzerte fanden an jeweils 2 Tagen im legendären Frankfurter Jazzkeller / ArenA freies Theater in der Krebsmühle am nördlichen Stadtrand mit ausschließlich europäischen Künstlerinnen aus Jazz-, klassischer-, Improvisations- und Rockmusik, statt.

Mittlerweile haben auch Männer und elektronische Instrumente den Zugang zum Festival gefunden, was durchaus den Vorstellungen der beteiligten Musikerinnen entspricht, sofern die künstlerische Leitung der Gruppen in den Händen der Frauen bleibt.

Im Jahr 2000 haben wir 3 Stimm- und Sprachkünstlerinnen aus unterschiedlichen ethno-kulturellen Szenen eingeladen, die sehr verschiedene Geschichten erzählen; 3 international renommierte Pianistinnen, dazu 3 SchlagzeugerInnen, 3 Bassisten bringen ihre langjährigen Erfahrungen aus dem freien Jazz ein; erstmals wird das ursprünglich reine Konzertprogramm erweitert durch eine Tanz-Performance, in der Aktions-Malerei den visuellen, und musikalische Improvisation den akustischen Hintergrund bilden.

Diese risikofreudige Variante des Canaille-Arbeitstreffens 2000, findet im 1991 eröffneten Freien Theaterhaus statt. Es gibt dort Räume von einmaliger akustischer Qualität, die auch der Hessische Rundfunk für seine Reihe Neuer Musik zu schätzen weiß. Das Haus ist mittlerweile nicht nur ein bekannter Ort für Kinder- und Jugendtheater, sondern auch Heimat verschiedener Jazzinitiativen.

Wir sind nach vielen Jahren engagierter Vorarbeit angekommen. Zwar an dem Punkt, wo angesichts der chronischen Unterfinanzierung des Festivals, jahrelang durch ehrenamtliche Arbeit der Organisatorinnen und teilweise Gagenverzicht auf Seiten der Musikerinnen kompensiert, die Frage gestellt werden muß, wie es sinnvoll weitergehen kann. Und ob überhaupt.

Sowohl die positive Berichterstattung in den Medien, als auch die gute Resonanz beim interessierten Publikum, haben den bedeutenden künstlerischen und politischen Stellenwert dieser in Deutschland einzigartigen Veranstaltung hinreichend belegt.

Nur eine deutliche Erhöhung des Finanzierungsanteils, sei es durch die öffentlichen Kulturträger oder Sponsoren aus der Wirtschaft, wird den Fortbestand dieses Frankfurter Festivals sichern können.

Die OrganisatorInnen

CANAILLE 2000
Konzept + Organisation: Katharina Goth, Annemarie Roelofs, Angela Edlinger/konfrontationen Nickelsdorf (A), buch & ton/Raymund Dillmann, kultur im ghetto/ Jürgen Leinhos
Künstlerische Leitung: Annemarie Roelofs/Katharina Goth
Technik: Theaterhaus/Susanne Freiling

Infos: Katharina Goth, tel. 0049.(0)6192.490 082, fax 41954, mailto:kathigoth@aol.com 

 

       Diese Seite ist ein Dokument der Projektgruppe Kultur im Ghetto